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  • AutorenbildChristian Urech

Breaking News


Heute möchte ich ein Buch vorstellen, das man auch nicht gerade als Neuerscheinung bezeichnen kann, das aber einen äusserst aktuellen Hintergrund hat: Breaking News von Frank Schätzing, erschienen 2014 im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Ich finde es auch nicht gerade ein literarisches Meisterwerk, würde es aber auch nicht als reine Unterhaltungsliteratur bezeichnen, obwohl es streckenweise ein Thriller ist: «Ein Actionfilm in Buchform, mit atemberaubenden Gefechtsszenen, präzise, schnell, kunstvoll geschrieben», wie der «Stern» schrieb. Dazu ist es zu breit angelegt, denn es ist ausserdem Familiensaga und enthält sehr viele Informationen über den Staat Israel, seine Geschichte und die Geschichte Palästinas und der Palästinenser. Wenn man das Buch liest – was einigermassen Durchhaltevermögen voraussetzt, das Buch hat fast 1000 Seiten und weist einige Längen auf –, begreift man ein wenig besser, was momentan im Nahen Osten abläuft, und vor allem erkennt man: Da gibt es, ähnlich wie im Krieg zwischen der angegriffenen Ukraine und dem Aggressor Russland, einfach keine Lösung. Die Wurzeln des Konflikts zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn gehen so tief und reichen so weit zurück, dass man sich schlicht nicht vorstellen kann, wie dieser gordische Knoten gelöst werden könnte. Weder eine Zweistaatenlösung noch eine Einstaatenlösung sind heute eine realistische Option. Die Zweistaatenlösung wäre wohl bis in die Neunzigerjahre noch möglich gewesen, Stichwort Oslo. Heute hat die Radikalität auf beiden Seiten dermassen zugenommen, dass eine friedliche Koexistenz zwischen dem Staat Israel und einem unabhängigen Palästinenserstaat schlicht nicht mehr vorstellbar ist, ausserdem ist die Besiedlung des Westjordanlandes durch israelische Siedler so weit fortgeschritten, dass dieses als Flickenteppich erscheint. Und eine Einstaatenlösung mit einer demokratischen Ausgestaltung ist erst recht nicht denkbar, die Fronten sind zu verhärtet, der Hass sitzt zu tief, ausserdem wären die Juden in einem solchen Staat schon bald – wenn nicht heute schon – in der Minderzahl und dadurch die Funktion des Staates Israel als Save Haven für alle Juden (Gründungsmythos) weltweit nach dem Holocaust mehr als in Frage gestellt.


Zum Inhalt es Buchs:

Tom Hagen, gefeierter Star unter den Krisenberichterstattern, ist nicht zimperlich, wenn es um eine gute Story geht. Die Länder des Nahen Ostens sind sein Spezialgebiet, seine Reportagen Berichte aus der Hölle. Doch in Afghanistan verlässt ihn sein Glück. Eine nächtliche Geiselbefreiung endet im Desaster. Hagens ruf ist ruiniert, verzweifelt kämpft er um sein Comeback. Drei Jahre später bietet sich die Gelegenheit in Tel Aviv, als ihm Daten des israelischen Inlandgeheimdienstes zugespielt werden. Hagen ergreift die Chance - und setzt ungewollt eine tödliche Kettenreaktion in Gang...

Breaking News ist ein Thriller vor dem Hintergrund einer epischen Saga. Zwei Familien wandern Ende der zwanziger Jahre nach Palästina ein – in eine von Legenden, Kämpfen und Hoffnungen beherrschte neue Welt, wo Juden, Araber und britische Kolonialherren erbittert um die Vorherrschaft ringen. Bis in die Gegenwart, über Generationen hinweg, spiegeln und prägen beide Familien Israels atemlose Entwicklung.

Als Hagen in der jungen Ärztin Yael Kahn eine unerwartete Verbündete findet, erkennt er, dass auch sein Schicksal eng mit der Geschichte des Landes verbunden ist. Doch mit Yael an seiner Seite gehen die Probleme erst richtig los.


«Die Bestialität des Krieges beschwört der Autor so schockierend wie Remarque oder Mailer und schraubt Fakten und Fiktion zu wahnwitziger Plausibilität ineinander», rezensierte die «Kölnische Rundschau». «Was nichts daran ändert, dass der Roman als Ganzes ein missglücktes Zwitterwesen aus Geschichtsstunde und Geheimdienstthriller bleibt», wie der Rezensent des Tagesspiegel schreibt. Immehin «versucht Schätzing der Komplexität Israels und dessen Problemen gerecht zu werden (sieht man einmal davon ab, dass seine Perspektive primär eine israelische ist und die Palästinenser eher Statistenrollen einnehmen). Nur wird nicht ganz klar, warum er das eigentlich tut.»

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